Mit ihrer Studie Gutenberg 3.0 haben die Forscher der Lisheennageeha Consulting Limited vor zwei Jahren aufgezeigt, wie verbreitet E-Book-Piraterie in Deutschland ist. Im letzten Jahr gab es Gutenberg 3.1, dieses Jahr bringen Manuel Bonik und Dr. Andreas Schaale die Fortsetzung Gutenberg 3.2.
Der aktuelle E-Book-Pirateriereport (pdf, 11 Seiten) untersucht hauptsächlich das Verhalten deutscher LeserInnen und beschreibt, dass das Problem der Piraterie nicht nur weiter besteht, sondern sogar zugenommen hat. Für ihre Arbeit zogen Bonik und Schaale die Zugriffe auf die Seiten heran, die in Deutschland hauptsächlich genutzt werden, um E-Books zu verteilen. Zaehlte dir Rubrik »10.000 eBooks und mehr« des Forums boerse.bz im letzten Oktober etwas über eine Millioen Zugriffe, so waren es im Oktober dieses Jahres bereits mehr als 3,2 Millionen. Die Forscher gehen davon aus, dass diese Zahlen etwa 10 bis 30 Millionen heruntergeladenen E-Books entsprechen, da sich hinter jedem Download-Link auf boerse.bz häufig Dateiarchive mit ca. 15 E-Books.
Als weiteren Hinweis, dass die Piraterie zunimmt, werten die Forscher die Tatsache, dass LeserInnen in einer populären Suchmaschine häufiger nach (kostenlos) herunterladbaren E-Books suchen. Sie bezeichnen es als auffällig, dass der Begriff »kaufen« in den meisten Suchanfragen mit E-Books fehlt. Ebenso haben sie festgestellt, dass Downloadseiten, die moderne copyrightgeschützte Bücher anbieten, mehr Traffic aufweisen als Projekte, die freie E-Books beinhalten (gutenberg.org). das finde ich jetzt nicht sonderlich verwunderlich, werden die meisten SchülerInnen teilweise eher mit nicht mehr zeitgemäßen Klassikern gequält, anstatt sich ein wenig Gegenwartsliteratur anzuschauen. Viele mögen es eben lieber krass als verschwurbelt romantisch.
Die Forscher schätzen, dass drei bis sechs Million copyrightgeschützte Titel in über 10 Sprachen in den Weiten des Internets erhältlich sind, darunter sehr viele teure Fachbücher. Die meisten Titel werden über Filehoster verteilt, auf die die Seiten, die zur »Recherche« genutzt werden, nur verlinken. Traditionelle P2P-Seiten spielen in der E-Book-Piraterie eine untergeordnete Rolle, über sie werden wohl weniger als fünf Prozent der im Umlauf befindlichen Bücher verteilt.
Die Forscher führen die steigenden Zahlen darauf zurück, dass immer mehr Menschen E-Book-Reader besitzen. Häufige Konsumenten seien StudentInnen, denen die Fachbücher schlichtweg zu teuer sind und die die technischen Voraussetzungen haben, um die Bücher zu lesen, seien es E-Book-Reader oder Notebooks. In einigen Fällen würden Lehrkörper sogar Piratenseiten empfehlen, über die sich die für Veranstaltungen nötige Literatur beschaffen lässt.
Neben der regulären Internetpiraterie untersuchten Bonik und Schaale auch neue Piraterieformen. Unter anderem erwähnen sie Scribd.com und dass die Inhalte der Online-Bibliothek aufgrund zahlreicher im Netz kursierender Hacks heruntergeladen werden können, selbst wenn sie den Status »nur Lesen« haben. Andere neue Wege sind Flatrate-Shops wie online-library.ws
Bonik und Schaale gehen in ihrer Studie vom Millionenverlusten aus, die den Verlagen durch die E-Book-Piraterie entstehen. Sie zweifeln besonders im Bereich Lehrbücher an, dass die LeserInnen, die viele Bücher herunterladen, auch viele E-Books dieser Art kaufen würden. Eine sehr sehr optimistische Schätzung ist, dass 100 Downloads einen Kauf nach sich ziehen. Für die Verlage ziehen also dunkle Wolken auf, wenn sich nicht bald ein neues Geschäftsmodell findet, dass nutzerfreundlich ist und die Piraterie erschwert.
<via buecher.at>