Der PocketBook Basic New oder auch PocketBook 613 ist seit einigen Wochen im Handel erhältlich. Die letzten zehn Tage habe ich PocketBooks neues Einsteigermodell recht ausgiebig genutzt und nach den ersten 1.000 Seiten möchte ich meine Eindrücke schildern. Teil 1 des Tests gibt einen kurzen Überblick über die Ausstattung und geht darauf ein, wie gut sich PocketBooks neuer E-Book-Reader konfigurieren und bedienen lässt. Teil 2 setzt sich hauptsächlich mit dem Lesen auseinander.
Teil 2: Lesen, Anwendungen, Fazit
Technische Daten
PocketBook Basic New 613 | |
Display: | 6″ E-Ink Vizplex, 166 dpi, 600×800 px, 16 Graustufen |
Größe: | 122.6×176.38×9.7 mm |
Gewicht: | 180 Gramm |
Prozessor: | 800 MHz |
Interner Speicher: | 2 GB |
Ram: | 128 MB |
Wlan: | nein |
Bluetooth: | nein |
Anschlüsse: | MicroUSB |
Erweiterungskarten: | MicroSD, max. 32 GB |
Beschleunigungssensor: | nein |
Integrierte Lautsprecher: | nein |
Akku: | Li-Polymer (1000 mAh), 8.000 Seiten |
OS: | Linux 2.6 |
Formate E-Books: | epub, pdf, fb2(.zip), txt, djvu, rtf, html, chm, doc(x), tcr, pcr |
Bildformate: | jpg, bmp, png, tif |
Unterstützte Sprachen: | Deutsch, Bulgarisch, Weißrussisch, Tschechisch, Estnisch, Englisch, Spanisch, Finnisch, Französisch, Hebräisch, Italienisch, Kasachisch, Lettisch, Litauisch, Niederländisch, Portugiesisch, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Slowenisch, Ukrainisch und weitere |
verfügbare Farben: | Schwarz, Dunkelgrau, Weiß |
Lieferumfang: | Pocketbook Basic New, Micro-USB-Kabel, Quick Start Guide, Garantischein |
Besonderheiten: | anwenderspezifische Tastenbelegung, Screenshots, Kalender, Notizbuch, Spiele, Textsuche, Wörterbücher |
Preis: | 89 Euro (UVP) |
Testablauf
PocketBooks neues Einsteigermodell musste sich unter verschiedensten Bedingungen beweisen. Unter anderem als Lesegerät daheim auf Couch, Sessel und Bett, als Lektüre im Kaffeehaus, unterwegs in Tram, S- und U-Bahnen und natürlich während einer Blutspende. Für den ersten Eindruck habe ich über 1.000 Seiten gelesen. 1.000 Seiten bedeutet wirklich 1.000 Seiten und nicht 1.000 mal Weiterblättern. Zu den Dokumenten zählten neben einem Thriller vorwiegend Fachbücher, wisschenschaftliche Publikationen und Webseiten, die meist in den Formaten epub, pdf, html und txt vorlagen.
Was ich hier nicht probiert habe, sind DRM-geschützte Bücher. Der Grund liegt darin, dass Adobes Digital Edition unter Linux ganz grauselig in Betrieb genommen werden kann und ich genügend Lesestoff habe, der nicht verkrüppelt ist. E-Books, die aus aneinandergereihten Bildern bestehen, habe ebenfalls nicht getestet. Solche Machwerke sind nicht nur groß, sondern auch schlecht durchsuchbar und somit keine echten E-Books.
Lieferumfang und Verarbeitung
Die Verpackung des PocketBook 613 fällt extrem schlank aus. Sie ist nur bescheiden größer als ein zwei Zentimeter dicker A5-Block, aber um einiges leichter. Im Inneren verbergen sich neben dem PocketBook Basic New ein MicroUSB-Kabel zum Laden des Akkus und Übertragen von E-Books, eine Bedienungsanleitung mit Garantieschein und ein Ausdruck der GPLv2. Auf dem E-Book-Reader sind bereits Hunderte freie E-Books, darunter mehrere Klassiker, in verschiedenen Sprachen installiert. LeserInnen können also sofort loslegen, ohne erst noch auf Bücherpirsch gehen zu müssen.
Das von Foxconn produzierte Lesegerät ist sauber verarbeitet. Es gibt weder Ritzen noch störende Ecken und Kanten. Auf der Unterseite des PocketBook 613 sind der Taster zum Ein- und Ausschalten mit integrierter Aktivitäts-LED, der Slot für die MicroSD-Karten, eine versenkte Resettaste und der MicroUSB-Anschluss angebracht. Dass E-Book-Reader unten ein- und ausgeschaltet werden, finde ich nach wie vor gewöhnungsbedürftig, auch wenn es immer häufiger anzutreffen ist. Die LED, die standardmäßig leuchtet während E-Books geladen oder Seiten umgeblättert werden, befindet sich ebenfalls auf der schwer einsehbaren Unterseite.
Bedienung
Der PocketBook Basic New lässt sich wie alle anderen Geräte des ukrainischen Unternehmens intuitiv bedienen. Wer PocketBooks E-Book-Reader kennt, sieht sofort, dass beim PB 613 einiges anders ist. Es fehlen beispielsweise die Benutzerprofile und der RSS-Feed-Reader. Das Haupt- sowie Konfigurationsmenü wurden deutlich verschlankt. Viele gute Dinge wie die frei belegbaren Tasten, die Wörterbücher und zahlreiche Spiele hat PocketBook jedoch beibehalten. Weiterhin hat PocketBook viele kleine Details geändert, die ich später aufführe.
PocketBooks jüngster E-Book-Reader liegt gut in der Hand und wird hauptsächlich über einen Wipptaster mit mittiger OK- bzw. Kontextmenütaste sowie zwei Tasten zum Blättern bedient. Die Tasten fallen allesamt ordentlich groß aus, so dass auch LeserInnen mit riesigen dicken Griffeln gut mit dem E-Book-Reader zurechtkommen sollten. Jeder Tastendruck wird von einem Knacken begleitet, das in normal lauten Räumen kaum auffällt. Ist es jedoch ruhig, ist es deutlich zu hören. Alle Tasten sind linker wie rechter Hand genauso gut zu erreichen, so dass sich der E-Book-Reader problemlos einhändig bedienen lässt.
Wird der E-Book-Reader das erste Mal aktiviert, dürfen sich LeserInnen für eine Sprache entscheiden und den Lizenzbedingungen zustimmen. Sobald das geschehen ist, landen sie im sehr übersichtlichen Hauptmenü. Hier werden neben den zuletzt geöffneten Büchern auch Ereignisse wie neu hinzugefügte Bücher aufgelistet. Insgesamt werden acht Bücher und Ereignisse angezeigt. Der untere Bildschirm enthält Starter für die Bibliothek, das Notizbuch, Anwendungen (z.B. Wörterbücher und Spiele) und die Konfiguration.
Um von einer Anwendung oder einem Buch direkt und ohne viel Gedrücke ins Hauptmenü zu springen, können LeserInnen beide Blättertasten gleichzeitig einen Moment gedrückt halten.
Konfiguration
Verglichen mit den Vorgängermodellen ist das Konfigurationsmenü des PocketBook Basic New weniger umfangreich. Neben der Sprache können LeserInnen bis zu drei Layouts für die virtuelle Tastatur einstellen, eine individuelle Tastenbelegung konfigurieren, am Erscheinungsbild feilen, sowie Datum und Uhrzeit anpassen. Weiterhin dürfen sie angeben, ob sich der E-Book-Reader bei Inaktivität nach einer bestimmten Zeit automatisch ausschalten soll, ob beim Einschalten das Hauptmenü oder das zuletzt geöffnete Buch erscheint und was passiert, wenn der PB 613 mit einem USB-Kabel verbunden wird. Die Standardeinstellung, dass der PB fragt ob der Akku geladen werden soll oder ein PC angeschlossen wurde, funktioniert nur, wenn ein eingeschalteter E-Book-Reader an ein USB-Kabel gehängt wird.
Das Erscheinungsbild des PocketBook Basic New lässt sich in vielerlei Hinsicht individualisieren. LeserInnen können eigene Logos für den Bootvorgang oder den ausgeschalteten E-Book-Reader auf das Gerät kopieren, die Status-LED ein- und ausschalten oder angeben, ob das Display bei jedem Blättern oder nach drei, fünf bzw. zehn Seiten einem kompletten Seitenupdate unterzogen wird. Mit dem vollständigen Refresh lassen sich Ghost-Effekte mindern bzw. ganz verhindern, also dass das Bild einer Seiten nach dem Umblättern noch als Schatten vorhanden ist. Ferner ist es möglich, eigene TrueType- oder OpenType-Schriften auf den PocketBook Basic New (Pfad_zum_pb_613/system/fonts/) zu übertragen, aber hier sollten gerade polyglotte LeserInnen darauf achten, dass sie sich nicht mit Schriften ins Aus katapultieren, denen vielleicht viele Sonderzeichen fehlen. Experimentierfreudige AnwenderInnen können wohl auch versuchen, ein eigenes Theme für ihren E-Book-Reader erstellen.
Über das Untermenü Tastenkonfiguration dürfen LeserInnen so ziemlich alle Tasten mit denen von ihnen favorisierten Funkionen belegen. Viele Tasten werten mehrere Ereignisse aus (kurz, lang oder doppelt drücken), die mit verschiedenen Aktionen verknüpft werden können. So ist es beispielsweise möglich, sich mit einem zweifachen betätigen des Power-Buttons direkt ins Hauptmenü zu katapultieren oder ein Bildschirmfoto zu machen. Tasten lassen sich zudem für unterschiedliche Buchformate (pdf und djvu oder eben echte E-Book-Formate wie epub, fb2 etc.) verschieden belegen. So können sich beispielsweise ohne Umwege über das Lesemenü die Funktionen für Inhaltsverzeichnisse, Lesezeichen, Textsuche, Notizen, Rotieren, Schriftgröße, Weiterblättern oder Schließen des Buches aufrufen.
Weitere Möglichkeiten, den PB 613 an eigene Bedürfnisse anzupassen, sind zusätzliche Wörterbücher und evtl. auch Anwendungen zu installieren. Vor einigen Jahren konnte man von der PocketBook-Seite für einige Modelle (z.B. PB 301, PB 302, PB 360) noch mehrere Spiele oder kleine Helferlein herunterladen und es gab auch Programmierwettbewerbe, um diese Angeobte auszubauen. In der letzten Zeit ist mir aber nichts derartiges mehr aufgefallen.
Im Untermenü Wartung lassen sich die Firmware aktualisieren, der E-Book-Reader auf die Werkeinstellungen zurücksetzen, interner und externer Speicher formatieren, die Konfiguration sichern und wiederherstellen oder die Adobe-Autorisierung löschen.
Die Firmwareupdates gehen erfreulich leicht von der Hand. Dazu müssen lediglich das Image im Wurzel-Verzeichnis des internen Speichers oder auf der MicroSD-Karte abgelegt werden und der Akku vollgeladen sein.
Bibliothek
Die Bibliothek des PB 613 ist die E-Book-Verwaltung. Hier können LeserInnen ihre Büchersammlung anzeigen lassen und auf einzelne Titel zugreifen. Die E-Books lassen sich nach Ordnern, AutorInnen, Serien, Genre, Formaten oder Erstellungsdatum gruppieren und nach Titeln, Dateinamen, Erstellungsdatum, Serie oder AutorInnen sortieren. Diese vielen Kriterien bieten zahlreiche Möglichkeiten, um die Büchersammlung zu organisieren und die Bibliothek zu durchstöbern.
Die Büchersammlung kann als übersichtliche Liste oder etwas detaillierter angezeigt werden. Die Informationen der Liste, Buchtitel, AutorIn, Format, Speicherort und Leseprozentwert reichen meiner Meinung nach völlig aus. In der detaillierten Ansicht werden zusätzlich noch ein Vorschaubild und Angaben zur Dateigröße präsentiert. Früher wurden Dateinamen oder Titel durchgescrollt, wenn sie zu lang waren um in einer Zeile angezeigt zu werden. Dieses neckische, von mir sehr geschätzte Feature scheint PocketBook leider abgeschafft zu haben.
Schaffen LeserInnen es einmal nicht, sich zu einem E-Book durchzuwursteln, bietet die Buchsuche wertvolle Hilfe. Bei der Suche werden Titel, Dateiname und AutorInnen der E-Books auf dem internen Speicher und der SD-Karte mit dem Suchbegriff verglichen. Die virtuelle Tastatur ist sehr durchdacht und gut zu handhaben. Sie ist in mehrere Bereiche unterteilt, die sich schnell ansteuern lassen und so auch ohne Touchscreen zügige Eingaben erlauben. Die Voraussetzung für erfolgreiche Treffer sind natürlich, dass der Suchbegriff korrekt eingegeben wurde und die E-Books über die nötigen Meta-Informationen wie Titel und AutorIn verfügen.