E-Books und E-Book-Reader erfreuen sich steigender Nachfrage. Jetzt kamen WissenschaftlerInnen der Universität Hamburg zu dem Schluss, dass verschiedene moderne E-Book-Lesegeräte die LeserInnen vom Lesen ablenken könnten. Tablets laden dazu ein, die Lektüre zu unterbrechen und stattdessen im Internet zu surfen. Aber auch mit E-Book-Readern können Nutzer zunehmend auf Inhalte im Internet zugreifen.
Die WissenschaftlerInnen um Prof. Dr. Michel Clement des Instituts für Marketing und Medien der Universität Hamburg wollten untersuchen, inwiefern andere Medienmärkte durch die immer stärker nachgefragten E-Books beeinflusst werden. Sie stellten fest, dass vor allem neue E-Book-Lesegeräte das Medienverhalten verändern, denn sie ermöglichen es nicht nur, E-Books zu lesen, sondern auch andere digitale Angebote wie soziale Netzwerke oder Online-Zeitungen zu konsumieren.
Davon geht die Gefahr aus, dass die Geräte, anders als gedacht, nicht zum Lesen verwendet werden, sondern um das Internet zu durchstöbern. »E-Books konkurrieren mit einer Vielzahl von Medienangeboten, z.B. Online-Zeitungen, die je nach den individuellen Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer in bestimmten Situationen dem E-Book vorgezogen werden«, erklärten Dr. Edlira Shehu und Tim Prostka, die die Studie initiierten. Sie kamen zu dem Schluss, dass die E-Books durch die neuen Möglichkeiten verdrängt werden, sie sprechen gar von einer Kannibalisierung der E-Books durch andere Inhalte.
Die WissenschaftlerInnen stufen das Kannibalisierungspotenzial in der Buchbranche als besonders hoch ein, da auch traditionelle ViellerserInnen den neuen Ablenkungsmöglichkeiten erliegen und sich deren Lesegewohnheiten nachhaltig verändern könnten. Um zu verhindern, dass LeserInnen ihre knappe Zeit mit den schicken Lesegeräten an FaceBook und Konsorten verschleudern, müssen Verlage und Buchhandel laut den ForscherInnen ihre E-Book-Angebote so konzipieren, dass sie im Wettbewerb um das beschränkte Zeitbudget der LeserInnen bestehen können.
Ich habe jetzt keine Idee, wie so ein E-Book aussehen könnte, dass LeserInnen widerstandsfähiger gegen die Verlockungen des Internets macht. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, dass »echte« LeserInnen auf die Idee kommen, während der Lektüre zu FaceBook zu wechseln. Dass muss dann schon ein unheimlich grausliges Buch sein, etwa eine öde Pflichtlektüre.
Ich denke eher, dass hier mehr Beratungspotential bei der Wahl des E-Book-Lesegerätes besteht. VielleserInnen sollten einen reinen E-Book-Reader empfohlen bekommen, der wirklich nicht viel mehr macht, als E-Books anzeigen. Ich finde nicht, dass so ein Reader fähig sein muss, im Netz zu surfen, Audiodateien abzuspielen oder ähnliche Spielerenzchen beherrschen muss. E-Books anzeigen, Notizen, Lesezeichen, eine vernünftige Bibliotheksverwaltung, fertig. Wer weniger liest und sich mehr auf FaceBook herumtreibt, der soll ein Tablet nehmen. Denn diese Typen würden wahrscheinlich auch ein Buch oder einen E-Book-Reader weglegen, um sich irgendwelche Postings reinzuzwitschern.