Der zweite Teil des Testberichts schreibe ich über die Leseerfahrungen mit dem Trekstor Pyrus maxi, meckere über Unzulänglichkeiten und gebe ein Fazit ab.
Teil 1: Technische Daten, Verarbeitung, Benutzung
Konfiguration
Der Konfigurationsdialog gestaltet sich absolut übersichtlich. LeserInnen dürfen die Uhrzeit einstellen, die Sprache der Benutzeroberfläche ändern und festlegen, wie oft der Pyrus die Seite aktualisieren soll um Ghosteffekte zu vermeiden und wann der Pyrus maxi in den Standby geht oder sich automatisch ausschaltet. Hier ist nichts, was Verwirrungen stiften oder im späteren Verlauf dazu führen könnte, dass sich der E-Book-Reader merkwürdig verhält. Falls doch einmal der unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, dass das Gerät völlig wild konfiguriert wurde, lassen sich schnell die Standardeinstellungen laden.
Bibliothek und Explorer
Die Bibliothek ist leicht verständlich. Ihr Bestand kann in Form einer Liste oder als Ansammlung der Buchcover angezeigt werden, wobei das Cover in Daumennagelgröße auch in der Liste enthalten ist. Neben Vorschaubildchen und Titel werden in Listen standardmäßig AutorInnen, Seitenanzahl und Lesefortschritt eingeblendet sowie zwei Icons, die symbolisieren, ob ein Buch bereits gelesen oder zu einem Favoriten gekürt wurde. Leider wird der Status »Gelesen« nicht automatisch gesetzt, wenn die letzte Seite erreicht wurde sondern muss von LeserInnen manuell geändert werden.
Bücher sind nach Titel und AutorInnen sortierbar, allerdings nur aufsteigend. Hier ist es gut, dass sich Inhalte in beide Richtungen durchblättern lassen, sprich das Z vor A kommt 🙂 Einen zusätzlichen Stolperstein auf dem Weg zum gewünschten Buch kann LeserInnen die teilweise interessante Sortierreihenfolge vor die Füße werfen. Anbetrachts der Tatsache, dass sich bisher niemand darüber beschwert zu haben scheint, gehe ich davon aus, dass das Verhalten meinen vielen Dokumenten geschuldet ist, die aus unterschiedlichen Quellen stammen, in unterschiedlichen Sprachen verfasst wurden und teilweise sicher nicht ganz den konformen Richtlinien folgen, was die Dateinamen und nötigen Felder für Titel, AutorIn etc. betrifft.
Die unüblichen Dateinamen, mit denen viele wissenschaftliche Papers bedacht werden, führten auch dazu, dass einige Ordnerinhalte nicht angezeigt wurden. Das Problem behoben die Trekstor-Entwickler aber nach einer kurzen Fehlerbeschreibung innerhalb weniger Tage. Hier lauert sicher noch Einiges, denn bei einem Wechsel zwischen Listen- und Coveransicht verändert sich die Anzahl der angezeigten Dokumente.
Neben AutorIn und Titel bietet die Bibliothek noch die Möglichkeit, ihren Inhalt nach kürzlich gelesenen oder hinzugefügten Dokumenten zu sortieren.
Sind E-Books innerhalb der Bibliothek unauffindbar, helfen Suchfunktion und Explorer. Erstere durchkämmt die Bibliothek nach dem eingegebenen Stichwort, wobei Dateiname, Buchtitel und AutorInnen herangezogen werden, letzterer zeigt die von LeserInnen angelegte Ordnerstruktur, so dass Titel unter Umständen schneller aufgefunden werden als in der Bibliothek. In der Explorer-Ansicht fehlen leider die neckischen Details, beispielsweise Lesefortschritt oder Favoritenicon.
Lesen
Komme ich zum Hauptzweck des Pyrus maxi, dem Lesen. Hier gibt es nicht so viel zu sagen, außer: fast perfekt. Ich habe nur Dokumente in den Formaten epub, pdf und html gestestet und kann mich kaum beschweren. Seiten werden zügig umgeblättert. Das Display ist angenehm groß. So groß, dass auch eine klein beschriebene A4-Seite mit mehreren Spalten leidlich lesbar ist.
Für Dokumente sind bis zu sechs verschiedene Schriftgrößen von S bis XXXL wählbar, wodurch das Gerät auch für LeserInnen mit Sehschwächen gut nutzbar ist. pdf-Dokumente werden hier jedoch skaliert, weshalb auf den Reflow-Modus ausgewichen werden sollte, wenn die Schrift zu klein ist. Anderenfalls laufen die Dokumente über den Rand hinaus. Mit Hilfe des Steuerkreuzes lässt sich zwar jede Stelle einer Seite auf den Schirm holen, aber das stört den Lesefluss erheblich. Eine Alternative ist die Darstellung im Querformat, was aber bei mehrspaltigen Texten ein erhebliches Vor- und Zurückblättern erfordert.
Innerhalb eines Buches lassen sich Lesezeichen anlegen oder eine Volltextsuche aufrufen, um gewünschte Textstellen aufzuspüren. Ferner ist es möglich, Bücher zu Favoriten zu ernennen bzw. den Status eines Buches auf »Gelesen« zu setzen. Interessant ist auch das Feature »automatisches Umblättern«, das ich in dieser Form nur von Trekstor kenne. Ist das automatische Blättern aktiviert, schlägt der Pyrus die Seiten nach einer festgelegten Zeit zwischen 30 und 150 Sekunden von selbst um, so dass während des Lesens ganz ungeniert gefuttert werden kann oder beide Hände eingegipst sein dürfen, solange nur jemand den Blättervorgang startet.
Genöle und Verbesserungsvorschläge
Der Schwerpunkt des Gerätes könnte wie schon erwähnt weiter nach unten oder die Tasten zum Blättern weiter nach oben gelegt werden. Ich empfand das Lesegerät mit den mittig angebrachten Tasten zumindest nach 30 bis 40 Minuten als etwas kopflastig. Auch dass Dokumente manuell als gelesen markiert werden müssen bzw. der Lesestatus nicht innerhalb des Explorer angezeigt wird, sind Kritikpunkte.
Wer plant, mit dem maxi eine Vielzahl wissenschaftlicher Dokumente zu lesen, kann über einige Unzulänglichkeiten stolpern. Das Gerät scheint viele kleine Dateien mit ungewöhnlichen und langen Dateinamen sowie fehlenden oder nicht ganz konformen Titeln und AutoreInnennamen (teilweise bis zu acht pro Dokument) nicht zu mögen, was sich in merkwürdigem Sortierverhalten bemerkbar macht. Zweispaltige Dokumente sind noch gut lesbar. Sind es mehr, muss in den Reflow-Modus gewechselt werden, was auf Kosten der Bilder gehen kann. Auch Inhalte von Textrahmen, Aufzählungen oder Tabellen können dem Reflow zum Opfer fallen.
Bei mir wurde die Medienbibliothek ziemlich häufig aktualisiert. Bei wenigen Dokumenten mag das ok sein, ich empfand es mit der Zeit als recht störend. Hier sollte Trekstor in meinen Augen unbedingt nachbessern, mit ereignisbasierten Aktualisierungen, Prüfsummen oder einem anderen Hokuspokus. Hauptsache, der Pyrus maxi versucht nicht ständig, eine unveränderte Bibo auf einen neuen Stand zu bringen. Das absolute Killerkriterium war für mich, dass Firmwareaktualisierungen unter Linux nicht unterstützt werden. Updates werden als exe-Datei geliefert und auch mit deren Hilfe installiert. Das klappt problemlos, setzt aber voraus, dass LeserInnen Zugang zu einem Windows-PC haben.
Fazit
Die störenden Punkte habe ich im vorherigen Absatz durchgekaut. Jetzt was toll und das Fazit:
Bei festgestellten und nachvollziehbaren Fehlern sorgen die Trekstor-Entwickler schnell für Abhilfe und scheinen LeserInnen auch über den Fortschritt auf dem Laufenden zu halten. Was ich nicht getestet habe, waren DRM-geschützte E-Books. Ganz einfach weil DRM unter Linux einfach räudig ist und ich aus dem Grund keinen Bedarf sehe, mir ein derartig verstümmeltes E-Book zuzulegen.
Ein fehlendes Wlan oder 3G empfand ich nicht als störend. Ebooks werden schnell über das Kabel übertragen, eine Gefrickel mit irgendwelchen Shops, Synchronisiersystemen, langen wilden WPA-Keys oder Dropbox-Spielereien entfällt so ebenso wie evtl. Datenschutzprobleme oder möglicherweise plötzlich deaktivierte E-Books. Eine Displaybeleuchtung habe ich ebenfalls nicht vermisst, denn in der Regel verfügen die Plätze, an denen ich lese, über eine ausreichende Beleuchtung und ich möchte auch kein Leseglühwürmchen sein.
Trekstors E-Book-Reader Pyrus maxi ist für all diejenigen ein feines Gerät, die meist Belletristik oder Fachbücher lesen möchten und dabei Wert auf eine einfache, intuitive Bedienung legen. Gängige E-Book-Formate verarbeitet das Gerät problemlos. Für unterwegs ist der Pyrus maxi schon fast ein wenig unhandlich und schwer, aber abends im Wohnzimmer prima. Der große Bildschirm ist sehr lesefreundlich und die Tatsache, dass sich der E-Book-Reader mit nur einer Hand problemlos handhaben lässt, empfinde ich auch als großen Pluspunkt.