Die ForscherInnen Franziska Kretzschmar, Dominique Pleimling, Jana Hosemann, Stephan Füssel, Ina Bornkessel-Schlesewsky und Matthias Schlesewsky, die an verschiedenen Universitäten (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Georg-August-Universität Göttingen, Universität Marburg) tätig sind, untersuchten in ihrer Studie »Subjective Impressions Do Not Mirror Online Reading Effort: Concurrent EEG-Eyetracking Evidence from the Reading of Books and Digital Media«, wie gut sich Texte auf verschiedenen Medien lesen lassen.
Für die Studie bildeten die ForscherInnen Gruppen, die aus Jüngeren (21-34 Jahre) und Älteren (60-77 Jahre) bestanden. Deren Aufgabe war es, kurze Texte auf Papier (4760 px × 2700 px), einem E-Book-Reader (Kindle, 800px × 600 px) und einem Tablet-Rechner (iPad, 1024 px × 768 px) zu lesen und inhaltliche Fragen zu beantworten. Die ForscherInnen maßen derweil Augenbewegungen und Hirnaktivität. Mittels der Zeitspanne, in der einzelne Textstellen betrachtet wurden, und den aufgewendeten kognitiven Leistungen wollten die ForscherInnen Aussagen treffen, auf welchem Medium Texte am leichtesten lesbar sind.
Bei den Texten handelte es sich um jeweils drei wissenschafltiche, nonfiktive und fiktive Texte, die aus 176 bis 266 Wörten bestanden. Sie wurden den Probanden in zufälliger Reihenfolge vorgelegt. Die einzelnen Texte waren so formatiert, dass die auf jedem Medium drei Seiten beanspruchten, wobei die ersten zwei Seiten jeweils 13 Zeilen umfassten. Schriftart und -größe wurden bei allen Texten beibehalten, ebenso die Frequenz und Geschwindigkeit, mit denen die Seiten umgeblättert wurden.
Die Probanden bekamen auf jedem Medium jeweils drei Texte vorgelegt, je einen pro Kategorie, so dass am Ende jeder neun Texte gelesen hatte. Anschließend mussten pro Text zwei inhaltliche Fragen beantwortet werden.
Die Ergebnisse lassen sich kurz wie folgt zusammenfassen: Bei den Probanden der zwei Gruppen gab es keine großartigen Unterschiede, wenn es darum ging, die inhaltlichen Fragen zu beantworten. Bei den Jüngeren gab es ebenfalls keine gravierenden Unterschiede, was das Lesen der Texte auf den unterschiedlichen Medien anbelangt. Das war bei den Älteren anders. Sie konnten Texte auf einem Tablet leichter erfassen als auf Papier und E-Book-Reader.
Die ForscherInnen vermuten, dass es an den erhöhten Kontrasten des Tablets liegt. Da Kontraste mit zunehmendem Alter schlechter wahrgenommen werden, schnitten Papier und E-Book-Reader mit E-Paper schlechter ab.
Interessant finde ich, dass die auf Papier gelesen Texte die geringste Fehlerquote (wenn auch nur unbedeutend geringer) bzgl. der inhaltliche Fragen aufwiesen. Alle Probanden gaben an, dass ihnen Papier als Lesemedium am besten gefällt. An zweiter Stelle kommt bei den Älteren das iPad, bei den Jüngeren der E-Book-Reader. Bei der Lesbarkeit kam der E-Book-Reader sowohl bei Älteren als auch bei Jüngeren am schlechtesten weg.
Die interessante Studie wurde im Wissenschaftsjournal PLOS ONE veröffentlicht und kann ohne Zugangsbeschränkungen nachgelesen werden. Was mich jetzt ein wenig stört ist, dass nur kurze Texte gelesen wurden. Durchschnittlich 222 Wörter sind nicht viel und ich hoffe auf eine Folgestudie, in deren Mittelpunkt längere Texte stehen. Ich persönliche empfinde es nämlich als Qual, längere Texte am Bildschirm lesen zu müssen. Aber vielleicht ändert sich das ja mit zunehmender Vergreisung.
–> zur Studie mit hübschen Diagrammen
<via heise.de>